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„Schwitzhütte“

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Die Schwitzhütte, oder Inipi (Lakota: sie schwitzen) war bei den Indianern Nordamerikas wie vermutlich auch bei vielen anderen Völkern der nördlichen Erdhalbkugel weit verbreitet und diente der Vorbereitung von Zeremonien, der Reinigung und physischen Gesunderhaltung und zur Heilung bei Erkrankung. Bei den Lakota gehört Inipi zu den Sieben Riten der Heiligen Pfeife und wird auch heute noch durchgeführt.

Für den Ablauf des Schwitzhüttenrituals ist ein Ritualleiter verantwortlich, der die Regeln und Bedeutungen interpretiert und sie variieren kann. Auch die Plätze in der Schwitzhütte haben bei Heilungsritualen eine Bedeutung und sind verschiedenen menschlichen Problematiken zugeordnet. Während des Schwitzhüttenrituals werden die ausgesuchten Steine in einer nahe gelegenen Feuerstelle erhitzt, durch den Feuerhüter in die Schwitzhütte getragen, mit Kräutern bestreut und mit Wasser übergossen. Diesen wiederholten Vorgang begleiten intensive Gebete, manchmal auch Trommeln und Gesang.
Das Ritual beginnt bereits mit der gemeinsamen Vorbereitung: Holz suchen (für ein großes Ritual-Feuer, das mehrere Stunden kräftig brennen muss), Steine suchen, Schwitzhütte mit Decken verschließen, Feuerplatz vorbereiten, Holz und Steine kunstgerecht aufschichten. Der Hüter des Feuers oder Feuermann ist der zweite Zeremonienmeister und verantwortlich für Aufbau, Entzünden und Unterhalten des Feuers und später für den Transport der Steine und den Schutz der Zeremonie von außen. Er leistet eine verantwortungsvolle, harte und schweißtreibende Arbeit. Das Entzünden des Feuers wird von der Gruppe mit Trommeln, Gesang und Gebet begleitet.
Nach einer Pause (bis das Feuer die Steine zum Glühen gebracht hat) beginnt die eigentliche Schwitzhütte mit einer rituellen Reinigung der Teilnehmer durch Räuchern. Vor dem Betreten der Schwitzhütte werden dann die Kleider abgelegt und Schmuck und Opfergaben auf einen Altar gelegt.
Das Ritual in der Hütte beginnt mit der Einladung der Ahnen und Geister, deren unterstützende Energie zum Erfolg beiträgt. Dann folgen meistens vier Runden, jede Runde mit einem Thema, nach dem Lakota-Weg:
Danken für alles, was mir widerfahren ist, was ich erlebt und gelernt habe.
Bitten für mich und andere (vor allem um Energie, Ideen, Einsicht).
Geben was ich verschenken möchte (Liebe, Wissen, Energie),
aber auch was ich loslassen will (negative Gedanken, schlechte Gewohnheiten).
Vision in Stille für Eingebungen und Erkenntnisse offen sein.  In den verschiedenen Runden wird eine unterschiedliche Anzahl von Aufgüssen gemacht: in der ersten Runde vier, in der zweiten sieben, in der dritte zehn, und in der letzten Runde „unendlich“ viele Aufgüsse.  Schwitzen und Beten sollen eine äußere und innere Reinigung und die Wiedervereinigung mit dem Geist bewirken, damit der Mensch neu geboren wird. Die Schwitzhütte mit ihrer Kuppel gleicht nach der traditionellen Erklärung dem Bauch einer schwangeren Frau, die auf der Erde liegt. So kehren die Teilnehmer in den Bauch der Mutter und der Mutter Erde zurück und erleben durch die rituell aufgerufenen Energien eine Reinigung, Erneuerung und Neuschöpfung ihrer Lebensenergie.  Die Schwitzhütte soll weder während noch zwischen den Runden verlassen werden (wird mit einer Schwangerschaft verglichen, die ja auch nicht einfach „verlassen“ werden könne). Einige Traditionen erlauben ein Verlassen zwischen den Runden. Bei den Absarokee darf die Hütte nur in der zweiten Runde verlassen werden. Am Anfang der dritten Runde einer Lakota-Schwitzhütte reicht der Ritualleiter dann jedem Teilnehmer Trinkwasser. In „Medizin-Schwitzhütten“ ist es den Teilnehmern nicht erlaubt, sich hinzulegen. Dies kann durchaus eine große Überwindung kosten, denn es ist in den Schwitzhütten meistens extrem heiß.  Die Schwitzhüttenzeremonie wurde hauptsächlich durch Mitglieder des Stammes der Lakota, aber auch von anderen Traditionen nach Europa gebracht, wo sie seit den 1990er-Jahren zunehmend auf Interesse stößt. Die ersten Schwitzhütten in Europa fanden vermutlich 1982 und 1983 im Zuge der Schamanismus-Konferenzen in Alpbach/Tirol statt.  Um eine Schwitzhüttenzeremonie nach Lakota-Tradition leiten zu dürfen, bedarf es einer Autorisierung durch einen Lakota-Indianer. Es ist allerdings bei manchen Indianern sehr umstritten, ob außerhalb Amerikas überhaupt Schwitzhütten gemacht werden sollten, und noch umstrittener, ob Weiße Schwitzhütten leiten sollten. Andererseits wird dies befürwortet, weil alle, die auf dem Weg sind, diese Rituale nutzen können sollten. Diese Bereitschaft, Wissen zu teilen, wird von vielen Sinnsuchenden als erstaunliches Geschenk erlebt. Des Weiteren lassen weltweite Schwitzbadtraditionen und zahlreiche archäologische Funde in Nordeuropa (insbesondere in Irland[1] und Finnland) vermuten, dass auch in anderen Kulturkreisen Schwitzhüttenkonstruktionen zu rituellen Zwecken genutzt wurden.

Picture ID: 5dd2b5b
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