Mach dir ein Bild von… „Start your Art“

Der Markt für Start ups in Deutschland und dem Rest der Welt boomt – immer mehr Menschen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit, weil sie ihre innovativen Ideen mit anderen teilen möchten.

In unserer neuen Serie „Mach dir ein Bild von…“ möchten wir euch einige dieser interessanten Modelle vorstellen – und von den Befragten wissen, welche Art von Kunst in ihrem Büro zu finden ist. Den Anfang macht in dieser Woche Jenny Seul, die Ende 2010 „Start your art“ ins Leben gerufen hat, ein Online-Auktionsportal für junge Kunst.

Was genau ist start your art“?
start your art ist die erste deutsche Online-Plattform, auf der ausschließlich junge Kunst zur Versteigerung angeboten wird. Der Markenname „start your art“ entspricht auch unsrer ‚Mission‘: Wir wollen noch nicht etablierten Künstlern sowie an Kunst interessierten, potentiellen Käufern einen einfachen Start in den Kunstmarkt ermöglichen.
Dazu bieten wir ausgewählten Künstlern die Möglichkeit bis zu 10 Werken für einen bestimmten Zeitraum (in der Regel zwischen 2-4 Monat) zu präsentieren. Für jedes Kunstwerk legt der Künstler einen individuellen Startpreis fest.
Wer sich als Käufer für ein Kunstwerk interessiert kann ein Gebot abgeben, das mindestens dem Limit entspricht. Damit startet er die Auktion. Andere Interessenten haben dann 7 Tage Zeit in die Auktion einzusteigen.
Ist ein Werk verkauft, kann der Künstler sein Kontingent wieder auffüllen.

Wie kamen Sie auf die Idee, ein Online-Auktionshaus für junge Kunst ins Leben zu rufen?
Die Idee kristallisierte sich aufgrund verschiedener Erlebnisse und Beobachtungen während meiner beruflichen Tätigkeit im Kunsthandel heraus: Immer wieder trafen hier Bewerbungen und Anfragen junger Künstler ein, die ihre Werke gerne in Auktionen platzieren wollten. Da die klassische Versteigerungen laut Gewerbeordnung nur dem Wiederverkauf ‚gebrauchter‘ Güter dienen, haben folglich selbst talentierte Künstler hier keine Chance, ihre Werke ‚frisch‘ ab Atelier anzubieten.
Eine andere Beobachtung war die, dass mir immer wieder Bekannte berichteten, dass sie auf der Suche nach Originalwerken junger Künstler wären: Der erste Blick ging da immer ins Internet, sei es zur Informationsbeschaffung oder aus konkretem Kaufinteresse. Die Angebote, die sie dabei online entdeckten, entsprachen nach ihren Schilderungen nicht ihren Bedürfnissen. Denn entweder waren ihnen die Auflagen der Serien zu hoch oder die Preise für sie nicht nachvollziehbar. Besonders Laien bleibt die Preisgestaltung von Kunstwerken unklar. Da bietet sich meiner Meinung nach ein Auktionssystem für Künstler, für die es noch keine Vergleichswerte gibt, geradezu an. Und da laut Gewerbeordnung eine Online-Versteigerung keine Auktion im eigentlichen Sinne darstellt, nutzen wir eben diese Möglichkeit.

Wie ist die Resonanz bisher, sowohl von Seiten der Künstler als auch der Kunden?
Wir sind ja erst am 18. November 2010 online gegangen, da kann man natürlich noch nicht von Stammkunden sprechen. Wir stehen da noch ganz am Anfang. Doch wir haben bereits jetzt erste Käufer, die ein zweites und drittes Werk bei uns ersteigert haben. Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen.
Auch mit den Künstlern läuft es durchweg gut. Wir arbeiten sehr eng zusammen und bekommen viele Tipps und Anregungen, die wir gerne aufnehmen. Das macht Spaß!

Sehen Sie sich als Konkurrenz zur klassischen Galerie?
Nein. Wir sind eher eine Ergänzung. Auch haben wir Künstler, die sowohl in Galerien verkaufen als auch Werke bei uns eingestellt haben. Man kann auch Schuhe eines Herstellers sowohl im Laden als auch online kaufen. Beides hat seine Berechtigung und beides hat seine Vor- und Nachteile.

Was sind die Vorteile von „start your art“ gegenüber realen Galerien?
Da komme ich doch gleich noch einmal auf den Schuhkauf-Vergleich zurück. Auch hier funktioniert beides. Und viele Käufer nutzen beide Vertriebswege gleichermaßen: je nach Zeit, Laune und momentanen Bedürfnis. Ein Vorteil beim Online-Shoppen ist sicherlich die Ruhe beim Stöbern und die guten Vergleichsmöglichkeiten. Und dann birgt speziell eine Auktion natürlich auch einen hohen Spannungs- und Spaßfaktor!

Nach welchen Kriterien werden die teilnehmenden Künstler ausgewählt?
Hier treffen mittlerweile fast täglich Bewerbungen ein. Wir schauen uns sowohl die Portfolios als auch die jeweilige Vita an. Dabei ist es weniger entscheidend, ob und wo man studiert hat, als dass das Gesamtwerk überzeugt.
Andere Künstler entdecken wir bei unseren Reisen durch ganz Deutschland. Natürlich können unsere Entscheidungen immer nur subjektiv sein. Doch ich höre immer wieder von Künstlern, die einer Teilnahme zustimmen, dass dies unter anderem an der guten Auswahl liegt, die wir bisher getroffen haben. Wie in einer Galerie auch, ist es für die Künstler wichtig neben welchen Werken ihre eigenen präsentiert werden.

Wie finanziert sich die Plattform?
Über Provisionen. Analog zu den klassischen Auktionshäusern teilen wir diese zwischen Künstler- und Käufer auf. Es haben ja beide Seiten etwas von unserem Service – wie Organisation und Gewährleistung von Zahlung und Versand, aber auch von unsren Marketing-Aktivitäten.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft von „start your art“?
Oh, da gibt es viele! Zum einen haben wir noch viele Ideen, wie man Kunst am Bildschirm noch besser erlebbar machen kann. Zum anderen würden wir auch gerne ein paar Live-Events veranstalten. Auch melden sich jetzt zunehmend Galerien und andere Online-Plattformen, die an einer Zusammenarbeit und Kooperationen interessiert sind. Da ergeben sich sicherlich noch viele Möglichkeiten, an die wir bisher noch gar nicht gedacht haben…

Was für Strategien nutzen Sie, um das Portal in der Öffentlichkeit bekannt zu machen?
Da sind wir auf vielen Kanälen – sowohl offline als auch online – unterwegs. Pressearbeit ist da ein großes Thema. Wir versuchen unsere Seite in Sachen Suchmaschinen zu optimieren, haben Anzeigen geschaltet und flächendeckend Prospekte verteilt. Auch sind wir aktiv in verschieden Sozialen Netzen…

Welches ist ihr persönliches Lieblingskunstwerk auf der Seite?
Puh, das ist schwer…Da gibt es so viele. Die Werke sind ja wie gesagt alle Hand verlesen. Von daher könnte ich mir auch alle gut in meiner persönlichen Sammlung vorstellen…Sehr beeindruckend sind z.B. die Werke von Masakazu Kondo: Schauen Sie sich diese mal genauer an. Das sind 1,40 m große fotorealistische Kugelschreiberzeichnungen. Die sind echt der Wahnsinn!
Auch die Gemälde von Yih-Han Wu faszinieren mich auch immer wieder. Wie sie Stilmittel und Maltechniken der Renaissance für zeitgenössische Portraits anwendet. Toll! Soll ich weiter machen? Ich könnte Ihnen jetzt alle Künstler aufzählen und sagen, warum mich ihre Werke begeistern…

Welches Bild/Kunstwerk hängt bei ihnen im Büro?
Links vom Schreibtisch erhellt die Nummer 1 aus der „Burning Lollypop“-Auflage von Jennifer Rumbach (siehe rechts) meinen Tag. Rechts vom Schreibtisch begleitet mich eine Radierung von Damien Hirst mit dem Titel „I saw the half of the Moon“ in den Abend.

Vielen Dank!