Interview mit Jessalyn Aaland


Aus hauptsächlich fantastisch wirkenden Collagen bestehen die Arbeiten von Jessalyn Aaland, die als Künstlerin, Autorin, Musikerin und Lehrerin in Oakland, Kalifornien arbeitet. Ihr solltet auf jeden Fall einen Blick in ihr Portfolio werfen, welches vor farbenfrohen Collagen nur so überquillt. Um mehr über sie zu erfahren, könntet ihr außerdem das ARTFLAKES-Interview mit ihr lesen:

Seit wann und warum bist du künstlerisch tätig?
Ich habe als kleines Kind damit angefangen, um mich irgendwie zu beschäftigen. Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, in meinem Zimmer zu sitzen und Bücher zu lesen, aber ich wollte auch meine eigenen Geschichten erzählen. Meine Eltern hatten immer eine ganze Menge an Katalogen zuhause, von Geschäften wie Sears oder JC Penney’s. Wir haben sogar glaube ich daraus bestellt, denn erst letztens fiel mir ein, wie ich einmal in einem Laden die bestellte Ware abholen musste – und ich sie über ein Gepäckband zugeworfen bekam. Egal, an irgendeinem Punkt habe ich damit begonnen, besagte Kataloge zu zerschneiden und aus den Möbeln und Fenstern meine eigenen Welten zu basteln. Als Teenager habe ich natürlich auch versucht, meine Probleme mit der Gesellschaft in Collagen auszudrücken, mittels etwas komischer Nutzung von Texten und Bildern. Zum Glück bin ich darüber hinweg (zumindest etwas).

Welche Art von Kunst machst du?
Mixed-media Collagen. Ich verbringe viel Zeit mit dem eigentlich langweiligen Ausschneiden von Bildern aus alten Magazinen. Spaß macht es aber, wenn ich die zusammengesuchten Bilder neu kombiniere. Manchmal ist auch Farbe involviert. Viele meiner Collagen werden später zu Postern oder Album covern. Ich schreibe und zeichne ebenfalls sehr gerne, also mache ich ab und zu auch kleine Heftchen. Und ich mache Shirts mit der Japanischen Shibori Methode.

Woher nimmst du deine Inspiration?
Vielleicht sieht das auf den ersten Blick nicht so aus, aber viele meiner Collagen entstehen aus meiner recht brutalen Kritik an der Gesellschaft und der systematischen Unterdrückung die wir als Teil dieser Gesellschaft erleben und weitergeben. Für mich wechselt meine Arbeit zwischen dem Ausdruck eben dieser Kritik versus dem Wunsch, durch eigene Welten aus dieser Gesellschaft zu fliegen. Des Weiteren werde ich auch inspiriert durch Farbe, Muster, unzugängliche Musik, meine Umgebung und die Natur, alle Verhältnisse und Freundschaften zwischen Menschen sowie die Kultur, die wir uns konstruiert haben.

Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag bei dir aus?
Während des Schuljahrs unterrichte ich Englisch an einem Gymnasium, weshalb ich mich hauptsächlich darauf konzentriere, zu lesen, zu schreiben  und das Wissen aus meinen Schülern zu kitzeln. Da es ein Teil meiner Arbeit ist, auch internationale Schüler zu unterrichten, verbringe ich viel Zeit mir Gedanken  zu machen: Wie schaffe ich es, dass sie gerne Englisch sprechen und mit anderen und miteinander kommunizieren?
Im Sommer dagegen wache ich gegen 9 Uhr auf, lese Nachrichten oder ein Buch während ich Nektarinen esse, verbringe dann den Nachmittag mit dem Durchblättern alter Magazine sowie ausschneiden und zusammenkleben. Während dieser Zeit bringe ich vielleicht auch ein paar T-Shirts zum Färben. Ich koche sehr gerne, mein Partner und ich machen uns also ein schönes Abendessen während wir The Daily Show schauen.

Wie verbringst du den perfekten Sonntag?
Mein Partner und Ich haben ein Sonntags-Ritual, bei dem wir vegangen French Toast machen und dann zu allen unseren Lieblingsplätzen gehen. Dazu gehören Flohmärkte, auf denen ich Bücher und Magazine für meine Arbeit kaufe, dann zu co-op, dem Supermarkt und dem Baumarkt für wiederverwendbare Baumaterialien. Dann fahren wir nachhause, arbeiten in unseren Arbeitszimmer bis wir sicher sind, dass es jetzt Zeit für Burritos oder Pizza ist.

Welche Schokoladensorte magst du am liebsten?
Lactosefreie Schokolade mit kleinen Pfefferminzstückchen.

Zeige mir dein liebstes Kunstwerk (von dir oder einem anderen Künstler)
Obwohl ich hauptsächlich in 2D arbeite, wurde ich in letzter Zeit häufig von Skulpturen und Installationen inspiriert. Mich interessieren die Menschen und ihre Beziehung zu Objekten sehr, besonders in unserer postindustriellen Gesellschaft.

Deshalb werde ich bei Arbeiten wie Song Dong’s Waste Not und Cornelia Parker’s Anti-Mass ganz aufgeregt, weil sie Dinge benutzen, die harmlos und uninteressant wirken, wenn man sie aus ihrem Kontext hebt. Aber gerade der Kontext bietet einen Einblick in die Geschichte und die menschliche Kommunikation. Wenn ich nur ein Werk auswählen dürfte, würde ich wohl Louis Wains psychedelische Katzengemälde nehmen, auf die ich stehe, seit ich sie in der Schule in meinem Psychologie-Buch zum Thema Schizophrenie entdeckt habe.

Wen sollten wir als nächstes interviewen?
Paul Morgan. Er ist ein Künstler, dessen Werk aus einem gigantischen und bizarren geografischen Muster besteht. Mehr Leute sollten seine Arbeit kennenlernen (Ich gestehe: Er ist auch mein bester Freund).

Wenn du mit einem berühmten Künstler – tot oder lebendig – Kaffee trinken könntest, wen würdest du wählen?
Ich würde gerne mit Corita Kent über Erziehung quatschen und mit Carmen Lomas Garza, weil ich ihre Werke liebe, sowohl ästhetisch als auch inhaltlich gesehen.

Wie lautet dein Lebensmotto?
So leben, dass ich möglichst wenig negativen Einfluss auf andere Menschen oder die Natur habe. Ich fühle mich verpflichtet, meine Entscheidungen immer wieder zu hinterfragen, ebenso wie die Vorzüge, die ich durch eine bestimmte Situation habe (und die Kosten für andere) oder die Art, wie ich mit anderen Menschen kommuniziere. Auf der anderen Seite glaube ich, dass Freude essentiell ist, um den Lebenswillen aufrecht zu erhalten und mit der Welt fertig zu werden. Ich sehe das Leben als eine Art Balance-Akt, indem man das Glück maximieren kann indem man an fröhlichen Aktivitäten teilnimmt, die am wenigstens zur Entmenschlichung von anderen und zur Zerstörung der Natur beitragen. Ich weiß nicht so genau, wie Kunst da hinein passt, weil ich nicht glaube, dass Kunst die Macht hat, soziale Veränderungen auszulösen.

Thank you, Jessalyn!